Was ist hilfreich im Change? Zum Beispiel die Hingabe zur Aufgabe und unser Blick auf die Welt. Hier eine ganz persönliche Zusammenstellung, inspiriert aus Veranstaltungen, Erfahrungen aus Kundenprojekten und Fortbildungen.
Es sind vor allem unsere Grundhaltungen und Werte, die Veränderungsprozesse leichter oder schwerer machen. Das gilt nicht nur für den Wandel zur Nachhaltigkeit, der gerade in Zeiten der weltweiten Pandemie immer mehr auf die politische Agenda rückt. Sondern Haltungen sind auch ganz generell für Veränderungsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft zentral. Auf was also kommt es in Zeiten des Change ganz besonders an?
Offen sein für andere Perspektiven
Weiterentwicklung ist möglich, wenn wir offen sind für andere Meinungen und Ansichten. Ein gutes Lernfeld bieten die sozialen Netzwerke. Denn sie sind lebendiger Marktplatz für unterschiedlichste Sichtweisen und damit ein guter Impuls- und Resonanzgeber für Unternehmen im Austausch mit ihren Stakeholdern. Unterschiedliche Perspektiven in Veränderungsprojekten zuzulassen, schafft zudem den Zugang zu mehr Wissen im Unternehmen und eröffnet schneller passende Lösungswege. In der aktuellen Pandemie erleben wir gerade, wie wichtig der Austausch von Perspektiven aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft ist.
Selektive Wahrnehmung akzeptieren Jeder sieht die Welt mit seinen eigenen Augen. Allein das anzuerkennen ist hilfreich, um andere Sichtweisen besser zu verstehen und konstruktiv statt abwehrend damit umzugehen. Kein Workshop in den letzten Jahren, in dem nicht für mich deutlich wurde, wie unterschiedlich Dinge verstanden und aufgefasst werden. Eine große Herausforderung für die Kommunikation! Eigentlich bin ich immer wieder erstaunt, dass wir uns trotz selektiver Wahrnehmung doch noch irgendwie verstehen.
Seine eigenen Gewohnheiten reflektieren und ehrlich damit umgehen
Ich- bzw. Selbst-Bewusstheit helfen, um Entwicklungsprozesse positiv zu gestalten. Das gilt sowohl für jeden Einzelnen, als auch für Organisationen. Wer sind wir als Firma, wofür stehen wir, was können wir gut und worüber stolpern wir immer wieder? All das sind wichtige Fragen, wenn es zum Beispiel um Veränderungsprozesse, Marken- bzw. Identitätsarbeit in Unternehmen geht. Auch in der Politik wäre es aktuell hilfreich, Entscheidungsmuster kritisch zu reflektieren.
Ängste annehmen und durch sie hindurchgehen
Leichter gesagt als getan. Wer will schon ein Angsthase sein und das womöglich auch noch auf dem Chefsessel? Doch Ängste sind zutiefst menschlich und jeder von uns kennt dieses mulmige Gefühl in der Magengrube. Umso leichter sollte es sein, sich Ängste zuzugestehen, diese offen anzusprechen - sofern es die Situation erlaubt - und durch diese Akzeptanz leichter in eine angstfreie Zone zu gelangen. Auch dafür braucht es Zeit zum Reflektieren, den ehrlichen Umgang mit sich selbst und auch Mut, hier neue Wege zu wagen. Gleiches gilt auch für andere Zustände wie Ratlosigkeit, Erschöpfung, die sich auch in dauerhaften Krisen oder Veränderungsprozessen häufig zeigen. Wie stark fand ich die Aussage von Angela Merkel, die ich im März 2021 in der "Zeit" zu den langen Ministerpräsidentenkonferenzen las: "Wir sind fertig. Alle."
Geduld, Liebe und Durchhaltevermögen
In diesem Dreiklang erstaunt vielleicht am meisten die Liebe. Doch gerade bei sehr tiefgreifenden Veränderungen kann die liebevolle Hingabe zur Aufgabe sehr hilfreich sein. Auch eine starke Vision oder eine Grundüberzeugung kann ein wichtiger Antrieb und damit Erfolgsfaktor im Wandel sein. Denn darin stecken ja zumeist die ganze Energie und Freude an einer zu lösenden Aufgabe.
In Visionen und im Purpose, die bitteschön keine harten Geschäftsziele, sondern die emotionale Seiten eines unternehmerischen Unterfangens im Blick haben, liegt aus meiner Erfahrung eine enorme Zugkraft in Veränderungs- und Entwicklungsprozessen. Dafür lohnt es sich, Zeit und auch Liebe zu investieren. Autorin: Sabine Grözinger
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